Tao
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TCHAN und
der esoterische Taoismus

"JEDER MENSCH
TRÄGT IN SICH SELBST
DIE POTENTIELLE KRAFT,
UM SEINER PROBLEME
HERR ZU WERDEN. "

Die einleitenden Worte, die von einem im 7. Jahrhundert lebenden Taoisten und Tchan-Meister stammen, zeigen, daß Schulen des Denkens nicht unbedingt 'modern' sein müssen, um aktuell zu sein. Überhaupt mag der esoterische Taoismus, in seiner abgeklärten Form, die von keinem Götterpantheon überstrahlt ist, sondern nur geprägt wird von der Reinheit und Klarheit des Einsseins mit dem 'Unergründlichen', dem modernen Menschen näher stehen, als man zunächst vermuten mag.
Was bedeutet "TCHAN"?
Abgeleitet wird das Wort von 'Tchanna', der tibetanischen Übersetzung des Sanskritwortes "Dhyana", das die Methode der 'Meditation ohne Saatgedanken' kennzeichnet, wie sie der Buddhist Bodhidanua nach China brachte. In Nepal und Tibet findet man es heute teilweise auch noch unter dem Begriff CHA'AN.
Die Chinesen drückten dieser Methode schon bald ihren Stempel auf und besonders die Patriarchen oder "Väter des Tao" bedienten sich ihrer vorzugsweise. Sie verhalfen Tchan zu einer Blütezeit. Chinesische Emigranten brachten die Methode nach Japan und aus Tchanna wurde Zenna und schließlich ZEN.

Zen ist in vielen Punkten auch heute noch dem ursprünglichen Tchan verwandt, ging aber vielfach autonome Wege.

Exoterische Blüten
Für den oberflächlichen Betrachter mag es den Anschein erwecken, als sei Tchan in China in einem mehr oder weniger orthodoxen Buddhismus aufgegangen.. Denn was sich dem Asienreisenden heute in der Form des exoterischen Taoismus präsentiert, ist oft ein recht seltsames und zumindest den Europäern befremdendes Gemisch magisch-ritueller Auswüchse, die mit der ursprünglichen, reinen und esoterischen Überlieferung nichts mehr gemein haben.
In den Tälern des nördlichen Himalaya
Die "Väter des Tao" hatten sich seit mehr als einem Jahrtausend in die Berge zurückgezogen, wo sie in der Abgeschlossenheit der in die Steppen auslaufenden Täler Turkestans eine philosophische Schule gründeten, die bestimmt war, die esoterische und kosmische Überlieferung des Tao in die kommenden Generationen hineinzutragen.
Eine Frage, deren Antwort man nur erleben kann
Nun mag sich mancher Leser fragen: "Was aber ist TAO? " Und auf diese Frage müssen wir die Antwort schuldig bleiben, denn es gibt Dinge, die man nur erleben und nicht erklären kann. Dem ernsthaften Sucher mag das Erleben des TAO aufleuchten, wenn er tiefer in die lichtdurchstrahlte Weisheit des Lao-Tse eindringt, die in seinem Tao-Teh-King jedem zugänglich ist. Fragt man aber Tchanisten nach ihrem SELBST-VERSTÄNDNIS, dann erhält man die Antwort, daß TCHAN mehr sei, als eine Meditations-Methode oder Lehre, nämlich
ein Weg der Befreiung des Menschen von den Fesseln, die ihm Raum und Zeit auferlegen.
ein Weg, der hinführt zum ERLEBEN des TAO.
Der Buddhismus hatte - besonders in seiner nicht-religiösen Form - schon immer gewisse Gemeinsamkeiten mit dem philosophischen Taoismus des Lao-Tse und des Tchuang-Tse, der naturalistischen und individuellen Philosophie des Tao - Gegenpol jener "Philosophie der Staatsräson" des Kong-Tse, der bei uns als Konfuzius bekannt ist.
So mag es nicht verwunderlich sein, daß die "Väter des Tao" und die Tchanisten gute Freunde wurden, als im 4. Jahrhundert v.d.Zw. eine Gruppe dieser "tchanna's" das von ständigen Kriegen verwüstete Gebiet des Zhong Gou, des heutigen China, verließ, um weiter nördlich zu wandern. Hier in jenem Sin-Kiang, das später unter dem Begriff "die äußerste Grenze" bekannt wurde und jetzt als "autonome Region von Ouigour" bezeichnet wird, entstand Jahrhunderte später eine philosophische Schule, von der auch heute noch vier Zweige existieren.

TCHAN hat so viel mit dem Taoismus gemein, daß es sogar Kennern schwerfällt, hier das Eine von dem Anderen zu unterscheiden. Insbesondere was die Tiefe der Gedanken und das höchste Ziel betrifft, herrscht völlige Übereinstimmung.
Das Erwachen
"Wenn Du wirklich ERWACHEN WILLST, d.h., mit Deinem Verstand WISSEN und mit Deinem Körper FÜHLEN willst, daß Deine Geburt, Dein Leben, Dein Tod, sich ewig erneuernde Faktoren sind, ohne daß man sagen könnte, daß das Eine dem Anderen vorausginge, mußt Du Dir zunächst Deines Selbstes bewußt werden. D.h. Du mußt Deine Gesten, Haltungen, Worte, Gedanken, Gefühle und Handlungen in der Kontrolle haben. Erschrick nicht vor diesem Programm, Du noch an die Zeit gebundener Mensch, - in dem Sinne, wie Du die Zeit begreifst, existiert sie nicht. -
Du mußt die Rückerinnerung pflegen, um, soweit Du es kannst, in Dir die Gegenwart der Vergangenheit zu spüren; die Vorahnung pflegen, um in Dir die Gegenwart der Zukunft zu fühlen.

Du mußt - ohne daß Dein Sein erzittert, unbeeindruckt von Reue oder Furcht, alle Ereignisse, die Deinen Weg kreuzen, evozieren können - durch die Lücken des menschlichen Geistes hindurch die Ereignisse, die Dir die Zukunft beschert, voraussehen: Zumindest eines, dessen Kommen unausweichlich ist, kennst Du: Deinen Tod, der nur von anderen erkannt wird, da Deine verschwundene Persönlichkeit ihn nicht konstatieren kann. Du mußt, wenn Du wirklich "erwachen" WILLST - die Perspektive dieses Todes ohne Furcht und ohne Hoffnung akzeptieren - wie ein Mensch, "der nicht weiß".

Nur dann können sich Deine Augen öffnen und Du bist der Erkenntnis würdig."

(Wou, Tchan-Meister, Leiter der Pamir-Schule)

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Die Tradition des Tao, wir sprechen hier nicht von religiösem Taoismus, sondern von der Philosophie des Tao - ist in der Tat eine sehr alte Überlieferung; älter, als zumeist angenommen wird, denn Lao-Tse und Tschuang-Tse waren nur ihre späten Vertreter. Letztlich beruht bei Tchan alles auf ihr. Sie hat initiatorischen Charakter und wird im Laufe verschiedener Einweihungen vermittelt.
Diese "Technik des Tao" stellt das Resultat jener Fusion des Wissens und der praktischen Erfahrungen zwischen Tchan und Taoismus dar, das vor vielen Jahrhunderten stattfand.

Sie vermittelt die Selbst-Erfahrung des Zeit-Raum-Kontinuums und führt durch die Vereinigung mit dem Selbst zur Meisterung des Schicksals.

Nur das Bewußtsein verschiebt sich
Die Konfrontation mit dem eigenen Tod-Erleben gehörte von eh und je zu allen Einweihungsmysterien. Auch der esoterische Taoismus geht diesen Weg, der die Eingangspforte zu jeder weiteren Erkenntnis ist. Ärzte, Theologen und Psychotherapeuten wissen um die Tatsache, daß es die meist nicht eingestandene, im Unterbewußtsein aber latent vorhandene Angst vor dem Tode ist, die - vom Menschen auf andere Pläne seines Daseins verdrängt - Neurosen schafft.
Jeder Mensch stellt sich - früher oder später - die Frage: "Warum bin ich nicht voll und ganz glücklich?" Dieser Zustand wird bedingt durch die Tatsache, daß der Mensch dem Leid und dem Tod unterworfen bleibt. Aus dieser Sicht heraus gesehen, sagt der Tchan-Meister Sou-Tchien: Glücklich der Mensch, der die Todesangst kennt, denn er kennt das wahre Problem, das sich andere unter den verschiedensten Masken verbergen: Angst vor diesem und jenem, z.B. gewisse Menschen oder Situationen zu konfrontieren; oder auch nur die Angst des notwendigen Geldes zu ermangeln. Es geht im Grunde genommen alles so vor sich, als schäme sich der Mensch, sich jene Ur-Angst einzugestehen, die in ihm steckt. Der Mensch drückt sich vor dem wahren Problem: während er gegen die verschiedenen Ängste kämpft, die er sich selbst geschaffen hat, denkt er nicht mehr daran, daß er sein wahres "Sein" ist und daß dieses wahre Sein - seiner ureigenen Natur gemäß - vollständig existieren will und soll, in seiner Gesamtheit, - da es ja IST, und daß diese Existenz kein Ende kennen kann, da ja jede Sekunde ewig BLEIBT". DIE ZEIT IST EINS
UND EWIG,
VERGANGENHEIT, GEGENWART UND ZUKUNFT
KOEXISTIEREN!

NUR DAS BEWUSSTSEIN VERSCHIEBT SICH.


Sou-Tchien dachte - wie übrigens auch die Tiefenpsychologen unserer Tage - daß ein Feind, den man kennt, viel von seinem Schrecken verliert und er zeigte auch, daß der einzige, wirklich authentische Gegner der Menschen, der sich hinter den tausend Masken der verschiedenen Neurosen verbirgt, nicht der Tod, sondern vielmehr die Angst vor dem Tode ist.

Die Wahrheit ist, daß der Mensch den Tod fürchtet, weil er ihm einen unwiderruflichen Charakter gibt.
Wenn der Mensch erst einmal begriffen hat, daß er nicht aufhört, geboren zu werden und zu sterben - also konsequenterweise auch nicht aufhört zu leben - dann fällt die Angst vor ihm ab.
Wenn ihn dann noch etwas ärgert - so lange er noch nicht den Zustand der Weisheit erreicht hat, dann ist es wohl die Tatsache, "immer wieder geboren zu werden".
Erreicht er aber die Schwelle des Tempels der Weisheit, dann begreift er, daß alles notwendig ist, Leben, Tod und Geburt und die Sorgen und Ängste schwinden dahin.
Der Mensch kann die Unvergänglichkeit, die "Ewigkeit" der Gegenwart nicht empfinden, solange er das Opfer seiner ständigen Begierde "zu werden" ist. Ausgenommen die Weisen, ist der Mensch nie zufrieden mit seinem Schicksal, - und viel weniger noch mit der Beschaffenheit des Universums. "Um gerettet zu werden", sagt Sou-Tchien, "mußt Du das Universum so akzeptieren, wie es ist. Wer bist Du schon, zu denken, daß es nicht so ist, wie es sein sollte? Hättest Du es intelligenter, weiser geschaffen? " Der Mensch auf dem Pfad der Weisheit beherzigt diese Empfehlung.... "Was der Mensch oft nicht begreift", fährt Sou-Tchien fort, " ist, daß er selbst auch zu diesem Universum gehört, das er akzeptieren soll, so, wie es eben ist. Aber der Mensch ist nie zufrieden mit dem, WAS er IST.
Ich rede nicht davon, daß er nie genug Geld hat, nie genug Vergnügen findet, - dies sind Schwächen, aber nicht die schlimmsten, - viel unheilbringender ist, daß er stets ETWAS ANDERES SEIN MÖCHTE, als er eigentlich IST. Der leicht Reizbare möchte geduldig werden, der Schüchterne lernen, sich durchzusetzen. Selbst der Heilige möchte noch heiliger werden, um Gott näher zu sein. Aber, - so paradox es auch erscheinen mag:

ÄNDERN KANN MAN DIESE DINGE ERST,
WENN MAN BEWUSST AKZEPTIERT
ZU SEIN , WAS MAN IST...

Der Mensch, der so handelt, entflieht dem Teufelskreis des "Anderswerdenwollens". Er beginnt endlich, so zu sein, wie er wirklich IST und findet zu seinem SELBST. Dann tritt sein dunkler Bruder (sein Unterbewußtsein), dem er nun keinen Widerstand mehr entgegensetzt, in Aktion und zeigt ihm, was in Wirklichkeit 'die Zeit' ist. Sobald der Mensch sich des Fortbestands aller Dinge bewußt wird, hört er auf, unglücklich zu sein ..."

Die Tradition des Tao
Freilich beschränkt sich die Tradition des Tao nicht auf die hier nur kurz gestreiften Aspekte. Sie weiß, wie andere Überlieferungen, von "außerirdischen Besuchern". Gewiß, hierüber berichten alle Urquellen der Menschheit.
Es gibt unter den Menschen gewissermaßen zwei Arten von Menschentypen. Traditionen werden meist von dem ersteren dieser beiden wahrgenommen und gehütet: dem priesterlichen oder religiösen Typus. Von Generation zu Generation reichen sich die Eingeweihten die empfangene Überlieferung (oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist) weiter. All dies geschieht in einem Klima von Respekt, in dem die Gesichter jener "Ältesten Brüder der Menschheit", jener Instrukteure der ersten Menschheitstage, immer gottähnlicher werden. Denn die Traditionalisten haben den Sinn für das Heilige zu bewahren gewußt. Dies ist kein Nachteil. Im Gegenteil. Doch ergeben sich daraus zwei Gefahren, die es zu sehen gilt: Der Geist erlahmt, die Vision der Dinge wird entstellt. In einem alten Kommentar heißt es: "Es gibt keine Idole mehr in diesem Land, seit die Menschen eines Tages ihre Götter anzuschauen wagten und erkannten, daß sie aus Steinen, Holz und Glauben gefertigt waren."

Der zweite Typ von Traditionalisten unterscheidet sich von dem ersten. Er ist verwandt mit dem Menschentyp, den uns Shakespeare aufzeigt, der seinen Mann zu dem ihm erscheinenden Gespenst sagen läßt: "Ich erkenne Dich wieder. Du bist ein Stück Pudding, das ich schlecht verdaut habe!"

Die Traditionalisten des Tao gehören diesem letzteren Menschentypus zu, mit einer wichtigen Nuance: Da sie sich bewußt sind, daß das Universum nicht einfach ist, prüfen sie nach, ob das Gespenst wirklich ein Stück Pudding ist.

So geschah es auch zu dem Zeitpunkt, als die Instrukteure aus dem Kosmos kamen... Einige empfingen ihre Unterweisungen als "von den Göttern" oder "von Gott" kommend.

Die Väter des Tao, aufgrund ihres unterschiedlichen Temperaments reagierten anders. Sie sahen in dem, was sie gelehrt bekamen, nichts Übernatürliches oder Wunderbares, sondern nur den Ausdruck einer Zivilisation, die auf allen Plänen materiell, seelisch und geistig höher entwickelt war, als die unsrige.

Konsequenterweise vergötterten sie diese Lehrer der Menschheit nicht, sondern schauten ihnen fest in die Augen und versuchten bestens von ihren Lehrern zu profitieren. Diese wiesen ihre Schüler beider Richtungen auf die Gefahren hin, die bestünden, würde versucht, "gewisse Resultate" zu erzielen, bevor die Zeit hierfür reif sei, namentlich, was die Zukunft der gesamten Menschheit betrifft. Sie zeigten auch auf, welche Risiken für einen einzelnen Menschen bestehen, wenn gewisse Kosmische Gesetze nicht beachtet werden.

So entstanden die religiösen "Tabu's".

Betrachtet man die Tradition des Tao objektiv und ohne den übertriebenen Respekt, so verspricht die Überlieferung

für jeden einzelnen Menschen Zugang zu einer höheren Bewußtseinsstufe, dank der die wahre Natur der Zeit BEGRIFFEN wird.
Für eine aus der Einheit lebende Gruppe, die diesen Bewußtseinszustand erreicht hat, die wörtlich zu nehmende Möglichkeit frei zu werden von der entropischen Zeit, die den Menschen von der Geburt zum Tode führt.
Für die Menschheit in ihrer Gesamtheit, die Möglichkeit einer Macht und eines höheren Wissens, das niveaumäßig weit über dem liegt, das die Menschen im allgemeinen ihren "Göttern" zutrauen.
Im Verlauf der Jahrhunderte haben Tausende von Männern und Frauen, OBWOHL ALLEIN, von der ersten Möglichkeit Gebrauch gemacht. Tausende von Männern und Frauen in Gruppen haben im Verlauf der Jahrhunderte von der zweiten Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Die dritte Möglichkeit wird der Menschheit in ihrer Gesamtheit offeriert werden - wenn die Zeit dafür gekommen ist -
Voraussetzung für die letzte Möglichkeit ist, daß die Menschheit ein ausreichendes MATERIELLES Niveau der Zivilisation erreicht hat.
Der Maßstab für die technische Entwicklung der Gesamtmenschheit liegt in der Macht, die der Mensch erringen wird, seinen kleinen Planeten mit seinem physischen Körper und seiner Habe zu verlassen...

DAS WAHRE IST EINFACH ZU VERSTEHEN
UND LEICHT ZU BEFOLGEN,
UND DOCH HÖRT ES KEINER
UND BEFOLGT ES NIEMAND.

WORT UND WERK WOLLEN
AUS DEM URGRUND AUFSTEIGEN.
WER DIES NICHT ERKENNT, ERKENNT AUCH
DAS UNERGRÜNDLICHE IN SEINER LEHRE NICHT.

LAO-TSE




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Literaturhinweise:
Unter den vielen Ausgaben zum Tao-Teh-King in deutscher Sprache sei hier nur auf zwei gute, ältere hingewiesen:
K. O. Schmidt: TAO-TEH-KING, Baum-Verlag, Pfullingen/Württ.,
Rudolf Backofen: TAO-TE-KING, Drei-Eichen-Verlag
Henri Borel: WU-WEI - LaoTse als Wegweiser, Drei-Eichen-Verlag, München
 

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