Tao
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Mein Name ist eine Fiktion. Ich bin ohne Namen auf die Welt gekommen, ich habe keinen Namen mitgebracht; meinen Namen hat man mir erst gegeben. Und durch die ständige Wiederholung identifiziere ich mich mit ihm. Aber es ist eine Fiktion. Doch wenn ich sage, es ist eine Fiktion, meine ich nicht, dass es unnötig ist. Es ist eine notwendige Fiktion, es ist zweckmäßig. Wie würde ich sonst mit anderen kommunizieren? Wenn ich jeman- dem einen Brief schreiben will, an wen würde ich ihn ihn adressieren?Ohne Namen wäre es schwierig. Obwohl eigentlich in Wirklichkeit niemand einen Namen hat, ist er eine wun- derbare Erfindung, sehr praktisch. Namen sind notwendig, damit man mich anreden kann. Das »Ich« ist notwendig, damit ich mich selbst irgendwie benennen kann - aber im Grunde ist es nur eine Fiktion, eine Erfindung. Wenn ich in mich hineinschaue, sehe ich es: Mein Name verschwindet, die ganze Vorstellung von »Ich« verschwindet. Was übrig bleibt, ist nur noch »Bin« - Ist-heit, Existenz, reines Sein.Und dieses Sein kennt keine Trennungen; es gehört weder dir noch mir. Es ist das gleiche Sein, das allem inne- wohnt: den Felsen, Flüssen, Bergen, Bäumen - alles ist darin enthalten. Es ist allumfassend; nichts ist davon ausgenommen. Die ganze Vergangenheit, die ganze Zukunft, dieses unermesslich große Universum - alles ist darin enthalten.Je tiefer ich in mich selbst hineinschaue, umso klarer sehe ich, dass es so etwas wie Personen gar nicht gibt, dass es Individuen gar nicht gibt. Alles, was existiert, ist universelles Sein. Nur an der Oberfläche haben wir einen Namen, ein Ego, eine Identität. Doch wenn wir den Sprung von der Oberfläche ins Zentrum machen, verschwindet jegliche Identität. Das Ego ist lediglich eine nützliche Fiktion. Ich benutze sie, aber ich lasse mich davon nicht täuschen.

 

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