Tao
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Genauso, wie es ein körperliches Wohlgefühl gibt, gibt es auch ein Wohlgefühl des ganzen Wesens. In diesem Wohlgefühl ist Freude und Lachen enthalten. Ernsthaftigkeit ist das Symptom einer kranken Seele.
Also muss ich den Priestern aller Religionen sagen: Ihr habt keine Zukunft mehr. Ihr habt schon zu lange gelebt. Ihr seid wie ein Stein auf dem Herzen der Menschheit. Ihr habt den Menschen nicht erlaubt, zu leben. Ihr wart tot und konntet es einfach nicht ertragen, dass irgend ein anderer glücklich war. Weil ihr nicht glücklich sein konntet, machtet ihr jeden anderen auch ernst, erhobt ihr Ernsthaftigkeit zu einem spirituellen Wert. Aber eigentlich ist Ernsthaftigkeit einfach nur krank.


Der Sinn des Lebens ist ein Phänomen, wie der Duft einer Blüte. Ich kann ihn nicht greifen, aber er ist da, ob ich ihn erfassen kann oder nicht, ob ich ihn verstehen kann oder nicht, er ist trotzdem da!
Wie kann ich Musik definieren? Wenn ich sie analysiere, mache ich sie kaputt. Dann ist Musik bloß ein Arrangement von Tönen, mehr nicht. Dann ist Musik bloß Lärm, der so arrangiert wird, dass er nicht mehr als Lärm wahrgenommen wird. Bloß ein beruhigender oder sanfter Lärm. Und das ist alles? Musik ist mehr als die Noten, mehr als das Gesamtergebnis der Töne.
Und so kann ich weiterfragen... was ist dann Poesie? Bloß eine bestimmte Zusammenstellung von Wörtern? Ist es nicht. Poesie ist etwas, was sich in einer ganz bestimmten Zusammenstellung von Wörtern ereignet, aber sie ist mehr als diese bestimmte Zusammenstellung von Wörtern. Es ist nicht die Grammatik, es ist nicht die Sprache -- es ist etwas, das darüber hinausgeht. Poesie wird durch die Worte hervorgerufen. Die Worte werden benutzt, um der Poesie eine Gelegenheit zu geben, sich zu ereignen.
Und genau das ist das Geheimnis der Musik. Die Instrumente werden benutzt, die Noten werden verwendet, die Töne werden gespielt für diese Stille, in der sich Musik ereignen kann. Zwischen zwei Tönen ist Musik, zwischen zwei Worten ist Poesie, zwischen zwei Zeilen liegt der ganze Sinn. Die Bedeutung ist nie in der Zeile, sondern immer zwischen den Zeilen. Und ich muss lernen, diese Intervalle, diese Lücken zu lesen.


Den Tanz umgibt eine subtile Magie, denn der Tanz existiert nur im Augenblick des Tanzes selbst. Der Tanz ist wie eine Bambusflöte, die ihre innere Schönheit nur erkennen lässt, wenn man ihr ihre Töne entlockt. Eigentlich gibt es gar keinen Tänzer, sondern nur die Bewegung der Form in Raum und Zeit. Raum, Zeit und Tänzer verschmelzen zum gegenwärtigen Augenblick des Jetzt. Der Tanz findet nur im Augenblick dieser Verschmelzung statt. Der Tanz entsteht, in dem ich zum Tanz werde. Mein Leben ist solch ein Tanz. Mein Leben ist der Ausdruck von absichtsloser Bewegung in Raum und Zeit. Ich erschaffe mein Leben, ich erschaffe mich selbst, in dem ich zu tanzen beginne. Ich kann gut oder weniger gut tanzen, doch dass ich tanzen muss, das steht außer Frage.
Aber noch etwas anderes geschieht während ich meinen ganz persönlichen Tanz tanze, etwas überaus magisches: Ich begegne mir selbst, meiner Seele, meinem authentischen Selbst. Diese Begegnung markiert eine Wende in meiner persönlichen Entwicklung: Ich entdecke meine tiefere Natur. Sie wird immer dann erkennbar, wenn ich auf der Seelenebene leben. Das kann sehr überraschend für mich sein. Und herausfordernd dazu. Denn der Weg der Seele zeigt sich erst während des Gehens. Er macht mir meine alten Gewohnheiten und Ängste bewußt. Er zerschlägt die Konsens-Trance, in der ich mich wohlig eingerichtet habe. Ich muss mich also auch für das Tao entscheiden, mich dazu durchringen, authentisch zu leben. Jeden Tag, jede Stunde, jeden Moment aufs neue, bis „es“ ganz natürlich wird für mich, so zu leben, eine Art kosmische Gewohnheit. Dann küsst sie mich, mein Selbst, ganz vorsichtig, zärtlich und mein Herz öffnet sich.


Es gibt immer wieder Zeit-Punkte, die mein Leben entscheidend bestimmten. Diese Zeit-Punkte sind wie Meilensteine auf meinem Weg, auf dem Weg meiner Seele zu meinem Selbst. Für mich ist es ein Ausdruck des Tao, dass ich zu jedem Zeit-Punkt stets den richtigen Lehrer, den richtigen Freund, den richtigen Partner, die richtige Begegnung, das richtige Buch bekam, das mir auf meinem Weg stets ein Stückchen weiterhalf. Ja, es gibt sie, diese großen Zeit-Punkte im Leben, in denen mir wichtige Schlüssel-Personen meines Lebens begegneten, vom Leben selbst, vom Tao geschickt. Aus meinen tiefen inneren Erfahrungen mit dem Weltengesetz (TAO) heraus empfinde ich damals wie heute Begegnungen, wenn ich sie richtig nutze, als Schlüsselmomente, Chancen, in denen sich innerseelische Türen öffnen können. Wir alle sind potenziell Türöffner füreinander, ob uns dies bewusst ist oder nicht. Und wir können den Schlüssel nutzen, das Schloss aufsperren und durch diese Türen hindurchgehen – oder den Augenblick ungenutzt vorüberziehen lassen.


Mein Name ist eine Fiktion. Ich bin ohne Namen auf die Welt gekommen, ich habe keinen Namen mitgebracht; meinen Namen hat man mir erst gegeben. Und durch die ständige Wiederholung identifiziere ich mich mit ihm. Aber es ist eine Fiktion. Doch wenn ich sage, es ist eine Fiktion, meine ich nicht, dass es unnötig ist. Es ist eine notwendige Fiktion, es ist zweckmäßig. Wie würde ich sonst mit anderen kommunizieren? Wenn ich jeman- dem einen Brief schreiben will, an wen würde ich ihn ihn adressieren?Ohne Namen wäre es schwierig. Obwohl eigentlich in Wirklichkeit niemand einen Namen hat, ist er eine wun- derbare Erfindung, sehr praktisch. Namen sind notwendig, damit man mich anreden kann. Das »Ich« ist notwendig, damit ich mich selbst irgendwie benennen kann - aber im Grunde ist es nur eine Fiktion, eine Erfindung. Wenn ich in mich hineinschaue, sehe ich es: Mein Name verschwindet, die ganze Vorstellung von »Ich« verschwindet. Was übrig bleibt, ist nur noch »Bin« - Ist-heit, Existenz, reines Sein.Und dieses Sein kennt keine Trennungen; es gehört weder dir noch mir. Es ist das gleiche Sein, das allem inne- wohnt: den Felsen, Flüssen, Bergen, Bäumen - alles ist darin enthalten. Es ist allumfassend; nichts ist davon ausgenommen. Die ganze Vergangenheit, die ganze Zukunft, dieses unermesslich große Universum - alles ist darin enthalten.Je tiefer ich in mich selbst hineinschaue, umso klarer sehe ich, dass es so etwas wie Personen gar nicht gibt, dass es Individuen gar nicht gibt. Alles, was existiert, ist universelles Sein. Nur an der Oberfläche haben wir einen Namen, ein Ego, eine Identität. Doch wenn wir den Sprung von der Oberfläche ins Zentrum machen, verschwindet jegliche Identität. Das Ego ist lediglich eine nützliche Fiktion. Ich benutze sie, aber ich lasse mich davon nicht täuschen.


 

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